top of page
Bildschirmfoto 2021-07-20 um 13.21.42.png

Small Planet - Pleite

Small Planet - Pleite, "Die nächste bitte"

Rüdiger Wittkop, Anwalt für Reiserecht

Airline Small Planet ist pleite!

Gut ein Jahr nach der Pleite von Air Berlin und NIKI trifft es nun die nächste Fluggesellschaft. Die kleine Touristik-Airline Small Planet GmbH meldete am Dienstagabend beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz in Eigenverwaltung an.

Grund für die Pleite sei die angespannte finanzielle Situation durch die Ereignisse des laufendes Sommers. Immer wieder hatte es in der jüngeren Vergangenheit massive Verspätungen gegeben, zum Teil über 50 Stunden. Das habe zu riesigen Entschädigungsforderungen der Passagiere und anderen ungeplanten Zahlungen geführt. Diese Forderungen sind jetzt Teil des Insolvenzverfahrens. Betroffene bekämen automatisch ein Formular, in dem das weitere Vorgehen erklärt werde, so das Unternehmen. Tatsache ist aber, dass durch die Insolvenz zunächst einmal für die Airline ein Vollstreckungsschutz greift.

Sämtliche laufende Verfahren bei Gericht werden somit von Seiten des Gerichts ruhend gestellt werden und letztlich werden sich die Forderungen nicht mehr durchsetzen lassen.

„Wo nichts ist kann man auch nichts mehr holen.“

Die deutsche Geschäftsführung nannte in einem separaten Schreiben an die Angestellten unter anderem auch späte Besatzungsrekrutierung und -ausbildung, formal geänderte Anforderungen aus der Zivilluftfahrt, verspätete Flugzeuglieferung und unglückliche Vorfälle wie ein Triebwerksschaden am Flugzeug mit der Kennung D-ASPC. All das seien entscheidende Faktoren gewesen. Diese haben zuerst die operative Performance und im Anschluss die finanzielle Situation sehr stark belastet.

In welchem Ausmaß die Gäste der Fluggesellschaft die bestehenden Probleme bei den Flügen zu spüren bekommen haben, zeigt beispielsweise dieser Fall:

Eine Reisende musste mehr als drei Tage auf ihren nächsten Flug warten. An einem Samstag im Juni sollte es um 10.50 Uhr von Paderborn aus nach Fuerteventura gehen. Rund eine Stunde nach der geplanten Abflugzeit kam dann die enttäuschende Durchsage: Flug gestrichen. Wegen eines technischen Defekts. Der nächste Flieger nach Fuerteventura sollte erst am Sonntag um 9 Uhr in die Lüfte gehen. Die Passagiere verbrachten schließlich auf Kosten der Airline eine Nacht im Flughafenhotel. Am Sonntagmorgen, zurück im Flughafenterminal, erreichte die beiden dann die nächste bittere Durchsage: Auch der Ersatzflug wurde gestrichen. Erst am Montag buchte das Reisebüro den Urlauberinnen dann einen neuen Flug, der dann glücklicherweise auch planmäßig geflogen ist. Trotzdem waren 3 Tage Urlaub in den Sand gesetzt. Und dies war – so zeigt auch unsere Aktenlage – bei weitem kein Einzelfall.

Die Geschäftsführung begründet den Insolvenzantrag mit dem Ziel, die Airline zu restrukturieren. Der Flugbetrieb solle aufrechterhalten werden, auch langfristig. Das Luftfahrbundesamt hat als Aufsichtsbehörde für die Luftfahrt laut Small Planet keine Einwände gegen die Fortsetzung des Flugbetriebs.

Ob die Auswirkungen auf bestehende Flugbuchungen nun geringer werden, bleibt zunächst abzuwarten. Diese Flugbuchungen behalten zunächst ihre Gültigkeit.

Nur wer (Alt)Forderungen gegen die Airline hat, der wird auf diesen sitzen bleiben.

«Alle Flüge von und nach Deutschland und den Niederlanden werden weiterhin von Small Planet Airlines Deutschland durchgeführt», heißt es. «Gebuchte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Alle Flugpläne bleiben gültig.» Das deutsche Luftfahrtbundesamt habe gegen die Weiterführung des Flugbetriebes keine Einwände geäußert.

Den Mitarbeitern versichert die deutsche Geschäftsführung: «Ihr werdet zu den gleichen Konditionen weiter beschäftigt». Und: «Eure Gehälter, die Reisekosten sowie sonstige mitarbeiterbezogene Zahlungen sind nach dem deutschen Insolvenzrecht sicher und werden in voller Höhe ausbezahlt.»

Die Frage ist aber auch, wie sich die vier großen Reiseveranstalter TUI, Thomas Cook, DER Touristik und FTI verhalten, die bislang die Hauptkunden der Charter-Airline sind. FTI hat in einer ersten Stellungnahme versichert, dass alle Flüge der Gruppe „bis auf Weiteres stattfinden“. Thomas Cook unterstreicht ebenfalls, dass alle von dem Veranstalter beauftragten Flüge ab und nach Deutschland planmäßig durchgeführt werden.

Die Small-Planet-Gruppe ist seit April 2016 in Deutschland aktiv und hatte nach der Air-Berlin-Pleite große Wachstumspläne. Im Sommer betreibt Small Planet Airlines Deutschland nach eigenen Angaben neun Maschinen vom Typ Airbus A320 und A321. Im Winter sollte eine reduzierte Flotte von sechs Fliegern den Flugplan bestreiten.

Die Insolvenz führt zunächst dazu, dass diese Pläne Bestand haben.

Bei Fragen zu Ihren bestehenden Flugbuchungen wenden Sie sich an Ihr Reisebüro oder den Veranstalter. Hinsichtlich der Altforderungen werden die laufenden Verfahren jetzt formell beendet, es dürfte eine Anmeldung zur Insolvenztabelle möglich sein, eine Realisierung faktisch aber nicht eintreten.

Anwaltreiserecht.de


Aktuelle Posts
Weitere Posts
Archive
Stichwortsuche

Wir freuen uns darauf Ihnen zu helfen

Noch keine Tags.
bottom of page